Konzept für die Internationale Bau- und Technologieausstellung (IBTA) Rheinisches Zukunftsrevier



Die IBTA wird herausragende Beiträge für eine erfolgreiche Transformation des Rheinischen Braunkohlereviers hin zu einer klima- und ressourcenklugen, leistungsstarken Wirtschaftsregion im 21. Jahrhundert liefern, indem sie ambitionierte Modellprojekte und Strategien realisiert und kommuniziert.





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Raum

Räumlicher Schwerpunkt der IBTA ist das Kernrevier rund um die drei Tagebaue Inden, Hambach und Garzweiler sowie die dazugehörenden Kraftwerksstandorte, Betriebsstätten und Infrastrukturen der Braunkohlenindustrie. Im Verhältnis zum und im Wechselspiel mit dem Kernraum steht der sogenannte Wirkungsraum der IBTA, der die gesamte Gebietskulisse der sieben Gebietskörperschaften des Rheinischen Reviers um- und auch angrenzende Bereiche erfasst. Kernraum und Wirkungsraum bilden die räumliche Kulisse für die IBTA. Entscheidend sind die Beiträge, die Projekte und Prozesse der IBTA hier sichtbar leisten.

Neben seiner besonderen Eignung als landwirtschaftlicher Gunstraum war das Rheinische Braunkohlerevier über 200 Jahre hinweg ein leistungsstarker Rohstoff- und Energielieferant von v.a. nationaler Bedeutung. Auch deshalb finden sich hier und im Umfeld des Reviers Standorte energieintensiver (Groß-)Industrie in bedeutendem Ausmaß. Der angesichts des Klimawandels nun für 2030 vereinbarte Kohleausstieg stellt den Projektraum und seine Akteure vor große Herausforderungen. Nachdem hier in den letzten 100 Jahre ein in seiner Dimension einzigartiger (Massen-)Eingriff in die Landschaft und das Gewässersystem stattgefunden hat, besteht in den kommenden Jahrzehnten die einmalige Chance, die faktisch Größte Landschaftsbaustelle Europas zukunftsfähig zu gestalten. Dabei stellen Hydrologie, der Klimawandel, die Energie-, Mobilitäts- und Ressourcenwende sowie die wirtschaftsstrukturelle Transformation in Verbindung mit der herausragenden Bodengüte hohe Anforderungen an modellhafte, integrierte zukunftsfähige Lösungen. Das Rheinische Revier hat die besten Voraussetzungen, den massiven Wandel zu lenken und als Chance zu nutzen, um zum international relevanten Modell- und Präsentationsraum für nachhaltige Transformationen zu werden. Die IBTA wird hierzu maßgebliche Beiträge leisten.

Aufgabe

Das Aufgabenspektrum der IBTA ergibt sich aus den Besonderheiten und spezifischen Begabungen des Reviers ebenso wie aus den hier konkret anstehenden komplexen räumlichen, infrastrukturellen und gesellschaftlich-wirtschaftsstrukturellen Transformationsaufgaben. Im Zentrum steht dabei die Fragestellung, wie im Rheinischen Revier, einer auf der Nutzung fossiler Ressourcen basierenden, traditionsreichen energieerzeugenden Industrieregion der erfolgreiche Wandel hin zu einer resilienten, klima- und ressourcenklugen, lebenswerten post-fossilen Wirtschaftsregion der Zukunft erfolgreich gestaltet werden kann. Die beispielhafte Beantwortung Frage ist nicht nur für das Rheinische Revier von Bedeutung und Impulskraft: sie ist auch für viele andere Regionen weltweit von zentraler Relevanz. Gleichzeitig lässt sich hieraus ein Bündel inhaltlich stark ineinandergreifender, integrierter Aufgabenstellungen ableiten, in denen sich die Bandbreite des zukünftigen IBTA-Arbeitsprogramms widerspiegelt:

Format

Die Transformation im Rheinischen Revier ist ihrer Dimension und Komplexität in besonderer Weise herausfordernd. Es gilt, die zum Teil einzigartigen Umbauaufgaben in den kommenden Jahrzehnten gleichzeitig und integriert zu gestalten.

Die IBTA ist das geeignete Sonderformat, um diesen gewaltigen Herausforderungen und Chancen der Transformation mit hoher Ambition, ganzheitlich und vorbildhaft zu begegnen. Sie folgt dabei im Besonderen der These, dass kluge und passgenaue Technologieanwendungen bei der Bewältigung der Dynamik, Komplexität und Gleichzeitigkeit des Umbaus eine Schlüsselfunktion zukommen. Die IBTA wird eine „Klammer“ bilden bzw. einen Rahmen schaffen: für ein Milieu der Entwicklung, Konzipierung und Umsetzung innovativer und nachhaltiger Projekte. Ziel ist es, ambitionierte und modellhafte Lösungen zu finden, die gleichermaßen einem internationalen Qualitätsanspruch (I) gerecht werden, baulich-räumliche (B) und technologisch-systemische (T) Innovationen miteinander verknüpfen sowie deren öffentlichkeitswirksame Ausstellung (A) mit einer Motivation der Menschen vor Ort für eine aktive Mitwirkung kombinieren.

Die IBTA stützt sich dabei auf zwei wesentliche operative Säulen: eine kontinuierlich fortschreitende Projektentwicklung vor Ort und eine prozessbegleitende, impulsgebende, lebendige Ausstellung/exPOSITION.

Projekte

Die IBTA verfolgt das Ziel, Projekte einer Next Practice und damit grundlegend neue und integrierte Lösungsansätze von internationaler Relevanz vor Ort im Rheinischen Revier umzusetzen. Sie greift dabei zum einen vorhandene Projektideen und -vorhaben im Strukturwandel auf und entwickelt diese in einem kuratorischen Prozess mit den Projektträgern weiter. Zum anderen bringt die IBTA über Projektscouting und -aufrufe weitere, eigene Projektideen hervor, die gleichermaßen kuratiert und qualifiziert werden.

IBTA-Projekte führen den Nachweis, dass nachhaltige Wertschöpfung und ein kluger, CO2-neutraler Ressourceneinsatz an einem Ort möglich ist. Sie zeigen intelligente systemische Ansätze im Raum im Maßstab 1:1 und machen dadurch Zukunft real vor Ort erfahrbar. Dadurch, dass sie im Revier adaptierbar sind und nachhaltige Impulskraft entfalten, beschleunigen sie den Strukturwandel im qualitativen und quantitativen Sinne.

IBTA-Projekte sind stets so angelegt, dass sie nicht für sich isoliert stehen, sondern zusammenwirken: als Demonstratoren, die für bestimmte Fragestellungen oder technologische Systeme konkrete, beispielhafte und prototypische Lösungsansätze abbilden. Dort wo viele Projektansätze zusammenwirken und sich ergänzen bzw. verstärken, entstehen schließlich sog. Demonstrationsräume. Die Demonstrationsnetzwerke und -räume werden über die Laufzeit der IBTA hinweg zu Bestandteilen eines aufwachsenden, revierweiten dezentralen Ausstellungs- und Messesystems für nachhaltige Transformation im 21. Jahrhundert. Sie sind damit zentrales Element der Ausstellung (exPOSITION) des Formats IBTA.

Ausstellung/

exPOSITION

Die zweite operative Säule der IBTA bildet die prozessbegleitende Ausstellung (exPOSITION). Im Vergleich zu bereits etablierten Formaten (Internationale Bauausstellungen, Gartenschauen etc.) ist der Ausstellungsbegriff der IBTA inhaltlich, zeitlich und konzeptionell weiter gefasst. Der Durchführungszeitraum der IBTA von circa zwei Dekaden erfordert eine Etappierung, um Spannungsbögen und Zielpunkte im Arbeitsprozess zu definieren, (Zwischen-)Ergebnisse zu präsentieren, aber auch Themen und Thesen zu reflektieren und neue Impulse und Schwerpunkte setzen zu können. Dies ist mit Blick auf die Dynamik und Rahmenbedingungen des Strukturwandels (z.B. Klimawandel) und immer kürzere Innovationszyklen, vor allem im technologischen Bereich, bedeutend. Daher sind drei Ausstellungsjahre (2026: Auftakt, 2032: Auf dem Weg und 2038: Zukunft real) über die Gesamtlaufzeit der IBTA als zentrale Meilensteine vorgesehen.

Neben dem Ausstellen und Präsentieren von Ergebnissen zielt die exPOSITION auf die breite Beteiligung und Aktivierung zur Mitwirkung und Teilhabe aller Akteursgruppen im Rheinischen Revier. Sie wird mit ihren modellhaften Bauten, Räumen und Technologieanwendungen Transformation (emotional) erfahrbar und diskutierbar machen. Sie adressiert dabei insbesondere junge Menschen, deren Zukunft es zu gestalten gilt.

Durch den „Import“ und „Export“ von Ideen und Innovationen wird die exPOSITION den Transformationsprozess im Rheinischen Revier immer wieder neu mit Impulsen von innen wie von außen befördern. Sie wird damit Innovationstreiber und Plattform für den Austausch mit (inter-)nationalen Referenzregionen und -projekten zu neuen, zukunftsweisenden Lösungen der Transformation.

Die exPOSITION zeichnet sich durch eine Vielfalt an Aktivitäten und Formaten aus, um die unterschiedlichen Zielgruppen anzusprechen – Projektträger, Verwaltung, Politik, Bürgerschaft, Unternehmen genauso wie Hochschulen und andere Regionen in Transformation. Kongresse, Festivals, (Kultur-)Events, Messen, Werkstätten u.v.m. sind Bestandteil der exPOSITION, die auch zwischen den zentralen Ausstellungsjahren kontinuierlich wirkt.

Zu den drei Ausstellungsjahren entstehen jeweils zentrale exPOSITIONs-Gelände im Revier (2026 im Bereich des Indelandes, 2032 im Bereich des Neulands Hambachs/KRAFTRAUMs :terra nova, 2038 in der LandFolge Garzweiler). Die genaue Verortung erfolgt im kuratorischen Prozess mit den Akteuren der Tagebauumfelder. Die Gelände bilden die zentrale Anlaufstelle und den räumlichen Schwerpunkt der Präsentation. Sie bieten zugleich inhaltliche und logistische Zugänge zu den vielen Projektstandorten und -räumen im Revier, die Teil der dezentralen Ausstellung (exPOSITION) sind.

„Ausstellen“, „Zusammenkommen“ und „Machen“ sind die Kernfunktionen, für die auf den zentralen Geländen kluge und weiternutzbare Infrastrukturen geschaffen werden. Die Gelände unterscheiden sich in inhaltlicher Schwerpunktsetzung und räumlich-infrastruktureller Ausprägung. In jedem Fall aber sind sie an Standorten und in Räumen verortet, die zur Inwertsetzung, Entwicklung oder Transformation anstehen. Damit werden die Gelände mit ihren Infrastrukturen und ihrer Gestaltung zum nachhaltigen Impulsgeber, Beschleuniger und zum Verstetiger der Entwicklung vor Ort.

Die drei zentralen exPOSITIONs-Gelände und die im Rahmen der Projektentwicklung entstehenden Demonstrationsnetzwerke und -räume entwickeln sich im Zusammenspiel zu einem aufwachsenden Ausstellungs- und Messesystem, das perspektivisch das gesamte Rheinische Revier zum Modell- und Präsentationsraum für nachhaltige Transformation macht. Es entstehen vielfältige Anschlussmöglichkeiten für Messen, Kongresse, Veranstaltungen und Formate, welche die zukunftsfähige Transformation von Raum, Wirtschafts- und Lebensweise zum Inhalt haben und im Revier auf Zukunftslösungen im Maßstab 1:1 sowie Gestalter*innen der Transformation an authentischen Standorten treffen. Hierüber werden neue Kooperationen, Geschäftsmodelle und Wertschöpfung im Revier entstehen.

Die IBTA und exPOSITION sind von Beginn an gleichermaßen analog und digital. Insbesondere das Digitale ermöglicht eine frühzeitige Diskussion und Beteiligung an der IBTA und exPOSITION und erweitert deren Reichweite enorm. 

Organisation

Die Durchführung des Formats IBTA im Rheinischen Reviers bedarf einer eigenständigen, zentralen Organisationseinheit sowie einer ausreichenden personellen wie finanziellen Ausstattung. Es wird die Gründung einer IBTA GmbH empfohlen, die als Tochtergesellschaft unmittelbar an die Zukunftsagentur Rheinisches Revier GmbH (ZRR GmbH) angebunden ist. Aufgabe der IBTA GmbH ist die Durchführung des kuratorischen Prozesses zur Identifizierung, Qualifizierung und kontinuierlichen Begleitung von Projekten der IBTA Darüber hinaus verantwortet sie die Vorbereitung und Durchführung der exPOSITION, insbesondere im Kontext der drei zentralen Ausstellungsjahre 2026, 2032 und 2038, sowie Kooperationen mit Dritten.

Die erfolgreiche Durchführung der IBTA basiert nicht nur auf geeigneten Managementstrukturen sowie innovationsfördernden Prozessen. Sie erfordert grundlegend den Willen der Entscheidungsträger*innen des Rheinischen Reviers und des Landes Nordrhein-Westfalen, sich auf das „Experiment“ und v.a. die Ambition der IBTA, einen Ausnahmezustand, der über mehrere Legislaturperioden hinweg anhält, einzulassen.

Mehrwerte

Die Internationale Bau- und Technologieausstellung ist von nachhaltigem Mehrwert für das Rheinische Revier und darüber hinaus. Sie macht den Strukturwandel im Raum sicht- und erlebbar, indem sie zu zukunftsweisenden Entwicklungen und Projekten mit internationaler Strahlkraft führt. Dadurch, dass sie Einzelprojekte vor Ort zu integrierten Gesamtmaßnahmen verknüpft, entstehen Synergien und nachhaltige Strukturwirksamkeit. Die IBTA vernetzt Projekte und Vorhabenträger*innen in der Region und fördert dadurch Kooperation, Erfahrungsaustausch und Arbeitsteilung. Bei der Initiierung, Vernetzung, Qualifizierung, Umsetzung und Präsentation von Projekten unterstützt sie fachlich und technisch. Die IBTA stellt nachhaltig Ressourcen bereit und setzt Impulse für innovative Qualifizierungsprozesse (Qualifizierungsmittel, Fachexpertise). Sie organisiert einen „Import“ von Ideen, indem sie zusätzliche Fachexpertise und Innovationen für die Projekte im Revier und dadurch für ganz Nordrhein-Westfalen verfügbar macht. Im Gegenzug präsentiert sie die Standorte und Projekte in einem internationalen Rahmen nach außen („Export“). Die IBTA geht dabei mit einer Flexibilisierung von Förderinstrumenten und Planungs-/Baurecht einher, um experimentelle Projekte umsetzen zu können. Durch ihre Qualitätsansprüche und Impulse schafft sie Anschlüsse für weitere Formate und private Investitionen jenseits der Strukturförderung selbst. Durch die nachhaltige Etablierung von kreativitäts-, kooperations- und solidaritätsfördernden Milieus entstehen dauerhaft neue Spielräume und Möglichkeiten für zukunftsfähiges Handeln.

Vor Ort.
Im Revier.
Mit Ambition. Und Lust auf Zukunft.

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